Meine Reise zu dem Ort meiner Sehnsucht – Teil 4 : Meine erneute Begegnung mit den Flusspferden

Meine Reise zu dem Ort meiner Sehnsucht – Teil 4 : Meine erneute Begegnung mit den Flusspferden

1. November 2019 0 Von Julja

Um 6:00 Uhr werde ich geweckt. Die Nacht habe ich auf einen eher unschönen Campingplatz in Kasane verbracht. Ich habe wirklich gut geschlafen und fühle mich fit. Nachdem alle Zelte abgebaut sind und unser Gepäck verstaut ist verlassen wir Kasane und machen uns auf den Weg zur Grenze nach Namibia.

Nachdem wir die Grenze passiert haben fahren wir weiter. Dabei passieren wir ein paar Dörfer. Dabei beobachte ich, wie halbe, tote Tiere am Straßenrand hängen und wohl zum Verkauf angeboten werden. So etwas wäre in Deutschland undenkbar…
Ansonsten ist die Fahrt eher langweilig. Wir sitzen im offenen Safari-Fahrzeug und der Wind weht uns bei etwa 80 km/h ordentlich um die Nase. Ich selbst habe etwa schulterlange Haare und bin echt froh, dass ich diese im Vorfeld mit einem Tuch gebändigt habe. Ansonsten würden sie sich wohl noch mehr verfilzen. Wenn Du eine ähnliche Tour planst, dann rate ich Dir unbedingt dazu deine Haare so gut wie möglich zusammen zu binden, denn sonst bekommst du sie am Abend kaum gekämmt.

Fleischverkauf am Straßenrand

Eine gefühlte Ewigkeit später biegt unser Guide rechts ab. Nun befinden wir uns auf einer Schotterpiste und fahren das erste mal während dieser Reise Off-Road. Dabei werde ich ganz schön durchgeschüttelt. Trotzdem macht es unglaublich viel Spaß und hebt die gelangweilte Stimmung.

Kann ein Campingplatz wirklich wild sein?

Am Campingplatz angekommen begrüßt uns Christiane. Sie weißt uns einen Platz zu. Beim Buchen dieser Reise war ich den Campingplätzen gegenüber sehr skeptisch. Denn im Vorjahr hatten mich besonders die Nächte in der absoluten Wildnis beeindruckt und ich wollte nicht auf Campingplätze mit Zäunen, einer Bar usw nächtigen. Wenn ich in Afrika bin, dann möchte ich in die Wildnis. Das Abenteuer und das Wilde ist mein Luxus. Alles andere wird mich wahrscheinlich nur vom wesentlichen Ablenken.

Meine anfänglichen Bedenken stellen sich aber schnell als absolut unbegründet heraus. Ich sehe weit und breit keine Zäune. Außerdem gibt es keine Bar oder irgendwelchen anderen Schnickschnack.

Unser Camp befindet sich direkt am Kwando. Der Kwando ist ein etwa 1500km langer Nebenfluss des wohl bekannteren Sambesi Rivers. Auf der gegenüberliegenden Seite des Ufers liegt eine ganze Flusspferd Familie in der Sonne. Kurzzeitig stelle ich mir die Frage, warum sie nicht im Wasser sind. Für meine Begriffe ist es gerade seeehr warm und ich würde einiges dafür geben im Fluss ein kurzes Bad zur Abkühlung nehmen zu können.

Flusspferde am Ufer des Kwando

Was ich von den Flusspferden über mein Schubladendenken lerne

Durch das entladen des Autos werden die Hippos plötzlich unruhig und rennen dann unmittelbar und laut schnaufend ins Wasser. Ich bin erneut erstaunt darüber, wie schnell diese unscheinbar wirkenden Tiere ihre, auf mich träge wirkenden Körper, in Wasser bewegen. Seit meinem Erlebnis letztes Jahr in Moremi am Hippo Pool begegne ich Flusspferden ein wenig ängstlich gegenüber. Und mir wird direkt wieder vor Augen geführt, wie schnell man dazu neigt andere zu unterschätzen.

Das bezieht sich nicht nur auf die dicken und träge wirkenden Flusspferde. Wie häufig erwische ich mich auch im Alltag dabei Menschen aufgrund ihres ersten Erscheinungsbildes in eine bestimmte Schublade zu stecken. Ganz häufig gehören diese Personen da aber überhaupt nicht rein. Das merke ich aber erst, wenn ich die jeweilige Person kennenlerne und mit ihr spreche. Ich glaube wir Menschen neigen zu häufig zum Schubladendenken und machen uns damit die Welt unnötig schwer. Mir öffnet diese Situation jedenfalls wieder die Augen. Man kann Lebewesen nicht in eine Schublade packen und man sollte sie genauso wenig unterschätzen. Vieles ist nicht so wie wir es auf den ersten Blick erkennen können.

Flusspferde im Kwando

Das gefährlichste Tier Afrikas ist Vegetarier

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe wird mir noch einmal klar, dass es auch hier keinen wirklichen Schutz gibt. Die Flusspferde liegen im Fluss nur wenige Meter von meinem Zelt entfernt. Ich versuche mich selbst ein wenig zu beruhigen und frage mich, warum diese Tiere mich ernsthaft attackieren sollten. So lange wie ich mich an ihre Regeln halte, wird es zu keinen Zwischenfällen kommen. Denn auch diese Tiere sind nicht von Grund auf aggressiv. Außerdem werden sie, wenn überhaupt, nur im Dunkeln auf unsere Uferseite kommen und grasen.

Bei meiner ersten Walking Safari im Krüger N.P. erzählte mir mein Guide, dass man sich niemals zwischen ein Flusspferd und sein Wasser stellen darf. Die Tiere haben unheimlich schlechte Augen. Wenn sie sich bedroht fühlen, dann setzen sie ihre tonnenschweren Körper in Bewegung und werden dabei unheimlich schnell. Wir Menschen haben gegen ein Hippo keine Chance. Das erklärt auch die verhältnismäßig vielen Unfällen mit diesen Tieren. Vielen ist noch immer nicht klar, dass jedes Jahr mehre hundert Menschen durch Flusspferdangriffe sterben. Und das obwohl Flusspferde zu den Vegetariern zählen.

Flusspferde am Ufer

Der Susuwe Nationalpark

Ich setze mich auf einen umgefallenen Baum und beobachte diese faszinierenden Tiere noch eine Weile bis es gegen Nachmittag weiter geht. Wir fahren in den Susuwe Nationalpark. Der Park ist im Vergleich zum Chobe N.P. sehr wenig besucht. Mir gefällt der Park auf Anhieb und ich freue mich auf die kommenden beiden Game Drives.

Es ist noch immer unglaublich heiß und mir ist klar, dass es sehr schwer wird überhaupt irgendein Tier zu finden. Meine Befürchtung wird sich später leider als richtig heraus stellen. Den Tieren ist zu heiß und so sehen wir ein paar Impalas, Paviane und Kudus. Mehr nicht… Das sollte sich aber am nächsten Tag ändern. Trotzdem riecht es nach Wildnis und ich fühle mich ein Stück weit frei. Am Abend geht die Sonne so wunderschön unter. Nirgendwo auf der Welt habe ich bisher täglich so wunderschöne Sonnenuntergänge zu sehen bekommen wie im südlichen Afrika. Ich freue mich auf den nächsten Tag.

Antilopen Susuwe N.P.

Nachdem Abendessen sehe ich zum ersten mal während dieser Reise die Milchstraße am Himmel. Mich fasziniert ihr Anblick jedes mal aufs Neue. Als Kind des Ruhrgebiets ist dieser Blick etwas ganz besonderes. Zuhause habe ich aufgrund der ganzen Lichtverschmutzung leider keine Chance die Sterne so intensiv zu sehen.

Milchstraße

Meine Reise zu dem Ort meiner Sehnsucht – Teil 3 : Unterwegs auf dem überfüllten Chobe River