Wunderschönes, wildes Okavango Delta

Wunderschönes, wildes Okavango Delta

19. Juli 2019 0 Von Julja

Das Okavango Delta ist das flächenmäßig größte Binnendelta der der Welt. Es liegt im Norden von Botswana und ist ein idealer Ausgangspunkt für traumhafte Safaris.
Ich finde, dass das Okavango Delta eines der schönsten Gebiete in Afrika ist und Du das Okavango Delta während Deiner Reise durch Botswana unbedingt besuchen solltest.

2014 wurde das Okavango Delta sogar zur Welterbestätte der UNESCO gewählt. Es ist etwa 600.000 km² groß und bietet ein beeindruckendes Reichtum an Flora und Fauna. Hier ist die Chance sehr groß Giraffen, Leoparden, Löwen oder Wildhunde zu beobachten zu können.

Hinein in die Wildnis

Ich durfte diesen wunderbar wilden Ort während meiner Botswana Rundreise im Herbst 2018 besuchen und habe mich sofort in diese wunderschöne und unglaublich wilde Landschaft verliebt.
Insgesamt durfte ich zwei Nächte in einer abgelegenen Region des Deltas verbringen. Zunächst wurden wir von einheimischen Guides mit den Mokoros, den traditionellen Einbaumbooten tief in Okavango Delta hinein gebracht. Zusammen mit meiner Reisegruppe und den Guides haben wir auf einer Insel im Delta gezeltet. Unser Camp befand sich leicht erhöht unter Bäumen, die etwas Schatten spendeten. Während meiner Zeit im Okavango Delta hatte ich weder fließend Wasser noch Strom.

Mokoro Fahrt ins Okavango Delta
Mit dem Mokoro geht es tief hinein ins Okavango Delta

Buschtoilette und Eimerdusche

Im Okavango Delta mussten wir unsere Zelte zur Abwechslung ausnahmsweise mal nicht selbst aufbauen. Das fühlte sich schon ein wenig nach Luxus an. Im Anschluss wurde dann das Dusch- und das Toilettenzelt aufgebaut. Genauer gesagt wurde für unsere Buschtoilette ein Loch gegraben und darüber eine Kolbrille auf einem Gestell platziert. Der Spaten blieb direkt neben dem Zelt stehen, damit das Toilettenpapier, sowie unsere Hinterlassenschaft mit ein wenig Erde/ Sand wieder bedeckt werden konnte. Unsere Dusche für die nächsten Tage bestand aus einem Beutel Wasser, der an einem Ast aufgehangen wurde. Da unsere Wasservorräte begrenzt waren durften wir nur jeden zweiten Tag duschen.

Vor dieser Reise habe ich mir genau zu diesem Thema meine Gedanken gemacht. Umso erstaunlicher finde ich es rückblickend, wie schnell ich mich genau an diese Umstände gewöhnt habe.
Eine weitere Herausforderung, die sich während meines Aufenthalts im Okavango Deltas sogar als wahre Bereicherung herausstellte, war das permanente Funkloch. Drei Tage lang war ich fernab der Zivilisation. Ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.
In dieser Zeit wurde mir plötzlich wieder klar, wie wichtig die kleinen Dinge im Leben sein können. Plötzlich bekamen die einfachen Dinge, wie z.B. der Wasserkanister, das Holz für das Lagerfeuer oder ein schattiger Platz während der Mittagssonne einen unermesslichen Wert. Und ich bin wirklich dankbar, dass ich in einem Land wie Deutschland Leben darf.

In der Ruhe liegt die Kraft

Eine weitere Lektion, die ich in dieser Zeit lernte ist, dass mich Ungeduld im Leben nicht weiter bringt. Und ja, ich bin so ziemlich der ungeduldigste Mensch den ich kenne. Während einer Safari bringt einem Ungeduld aber nicht wirklich voran. Für Tierbeobachtungen braucht man Zeit. Manchmal haben wir eine gefühlte Ewigkeit kein Tier gesehen und ich war innerlich schon ziemlich unzufrieden, doch genau dann, ganz plötzlich wurde unser Warten belohnt und wir sehen z.B. wie ein Leopard auf einem Baum lieg und schläft.

Papyrus Okavango Delta

Gegen späten Nachmittag startet dann unser erster Walk.
Doch bevor es losgeht gab es von unseren Guides noch ein paar Regeln für unsere Zeit im Okavango Delta. Einige dieser Regeln kamen mir von unserer Walking Safari durch den Krüger Nationalpark noch ganz bekannt vor. Wir durften uns nicht alleine vom Camp entfernen. Im Dunkeln sollen wir mit der Taschenlampe alle Richtungen leuchten und nach reflektierenden Augen absuchen. Zur Toilette sollten wir im Dunkeln am besten auch nur zu zweit gehen. Und wenn wir doch einmal in eine gefährliche Situation kommen sollten, dann sollen wir uns möglichst ruhig verhalten und unter keinen Umständen wegrennen.

Der erste Busch-Walk im Okavango Delta

Bereits nach wenigen Metern sehen wir schon den ersten Elefanten. Er steht etwa 50 m von uns entfernt und frisst genüsslich das Grün eines Busches. Leider zeigen sich während dieser Wanderung nur noch ein paar Impalas. Mit dem Untergang der Sonne laufen wir zurück zu unserem Camp.

Elefant im Okavango Delta Botswana
Ein Elefant beim Grasen

Eine unruhige Nacht…

In der Nacht hören wir unweit von unseren Zelten immer wieder lautes Gebrüll. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber Löwen zu hören. Wie weit entfernt diese von unserem Camp entfernt sind, kann ich nicht einschätzen.

Gegen 6:30 Uhr startet meine zweite Walking Safari im Okavango Delta. Noch ist die Temperatur angenehm. Dies soll sich aber schon sehr bald ändern. Bevor wir los gehen erzählt uns unser Guide, dass die Löwen unweit von unserem Zelt einen Büffel gerissen haben müssen. Sie wollen versuchen uns genau diesen zu zeigen.

Bush-Walk durch das Okavango-Delta

Vorher bekommen wir noch einmal gesagt, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir ungewollt auf einen Löwen treffen. Wir sollen uns aneinander an die Schultern greifen, sodass niemand die Chance hat wegzulaufen. Denn wie unsere Urinstinke bei einen Zusammentreffen mit einem Löwen reagieren, dass kann wohl niemand vorher sagen. Auf der einen Seite wünsche ich mir, dass ich während dieser Reise endlich Löwen in freier Wildbahn beobachten kann. Auf der anderen Seite wird mir schon ein wenig mulmig, dass wir auf einen ausgewachsenen Löwen treffen könnten und nichts mit uns führen um uns im Ernstfall verteidigen zu können. Im Vergleich zu Südafrika tragen die Guides in Botswana keine Gewehre bei sich.

Wo sind die Löwen…

Wir laufen los. Das Gebrülle kommt immer näher. Ich höre die Löwen, kann sie jedoch nicht sehen. Tatsächlich dauert es noch weitere 15 Minuten bis wir plötzlich stehen bleiben. Löwen unter dem Baum auf 12:00 Uhr… Ich sehe, genau wie der Rest unserer Gruppe nichts. Mein Verstand sagt mir gerade, dass ich auf keinen Fall weiterlaufen soll. Doch unser Guide hat andere Pläne. Wir schleichen uns tatsächlich weiter an den Baum heran. Und dann passiert es…

Auf einmal springen mehrere weibliche Löwen auf. Ich kann nicht mehr sagen, wie weit von uns entfernt das war, schätzungsweise waren es aber keine 75 Meter Entfernung zwischen uns und den Löwen. Vor lauter Adrenalin war ich nicht einmal in der Lage Fotos von der Situation zu machen oder zu zählen wie viele Löwen es genau waren.

Unser Guide geht nun weiter voran und gibt uns dann das Zeichen, dass wir ihm leise folgen sollen. Und dann stehen wir tatsächlich vor dem toten Büffel. Seine Organe liegen teilweise um hin verteilt. In der Luft liegt ein, mir fremder, Geruch. Unser Guide stochert mit einem Stock in dem Kadaver und unzählige Fliegen kommen uns entgegen. Nach ein paar Minuten treten wir den Rückzug an, denn die Löwen werden wohl bald zurück kommen. Selten habe ich so viel Adrenalin in meinen Adern gespürt wie während diesen Bush-Walks..

Toter Büffel
Unser Guide stochert mit einem Stock im Büffel herum…

Da kreisen schon die Geier…

Auf unserem weiteren Weg zeigen sich uns noch Elefanten und Nilpferde. Außerdem begegnen wir einer Gruppe Giraffen, die wir dann aus nächster Nähe beobachten können. Auf dem Rückweg laufen wir noch einmal den Büffelkadaver vorbei. Man sieht schon von weitem die Geier über ihn kreisen. In der Zwischenzeit ist er noch mehr in einander gefallen und ein unangenehmer Geruch kommt von bereits von weitem beißend entgegen. Wir laufen zurück zu unserem Camp.

Geier kreise über toten Büffel
Die Geier weisen uns schon von weitem den Weg zum toten Büffel

Faullenzen und Schwimmen im Delta

Mittlerweile ist es richtig heiß geworden. Trotz des Schattens, den die Bäume auf unsere Zelte werfen ist die Temperatur grenzwertig. Es ist einfach nur unglaublich warm. Im Zelt ist es kaum zu ertragen. Also verbringen wir den Mittag im Schatten faul auf unseren Isomatten. Irgendwann bekommen wir die erfreuliche Nachricht, dass wir zur Abwechslung mal ins Wasser dürfen. Begleitet werden wir von ein paar Einheimischen in ihren Mokoros. Sie passen auf, dass wir uns in keine gefährliche Situation begeben. Doch nach 30 Minuten plantschen und schwimmen entdeckt eine Mitreisende aus Spanien etwas schwarzes, regenwurmartiges an ihren Beinen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Blutegel handelt. Damit ist der Badespaß für mich beendet. Diese Tierchen sind zwar nicht gefährlich. Ich persönlich finde sie dennoch ekelhaft und lästig.

Baden/ Schwimmen im Okavango Delta
Schwimmen im Okavango Delta

Als die Sonne wieder etwas sinkt und es somit auch etwas kühler wird bekommen wir die Möglichkeit selbst einmal zu versuchen Mokoro zu fahren. Dieses ist definitiv deutlich schwieriger als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Auch wenn ich häufig im Papyrus war, so bin ich nicht ins Wasser gefallen und hatte jede Menge Spaß.

Mokoro Anlegeplatz Zeltcamp
Der Anlegeplatz an unserem Camp

Eine Pirschfahrt im Mokoro

Am Abend brechen wir dann zu einer Pirschfahrt im Mokoro auf. Wir fahren dem Sonnenuntergang entgegen. Um uns herum hören wir Nilpferde. Ich habe selten einen so schönen und idyllischen Sonnenuntergang sehen dürfen. Als die Sonne am Horizont verschwinden ist, geht es zurück ins Camp. Nach dem Abendessen singen unsere einheimischen Helfer traditionelle Lieder über ihr Leben im Delta und tanzen dazu am Feuer.

Sonnenuntergang im Okavango Delta

Zurück in die Zivilisation

Am nächsten Morgen laufen wir noch einmal zu dem Büffelkadaver. Wir sehen wie such u.a. Hyänen an ihm zu schaffen gemacht haben. Danach machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Zivilisation. Ich bin traurig, dass meine Zeit im Okavango Delta schon wieder vorbei ist und bin unglaublich dankbar, dass ich diese beeindruckende Natur so nah erleben durfte…

Im Mokoro durch das Okavango Delta
Der Weg zurück in die Zivilisation…